Kunstreise Elsass-Lothringen

4 Städte in 5 Tagen, ein anspruchvolles Programm erwartete uns. Der Wetterbericht verhieß Temperaturen bis 39 Grad. Mit Getränken versorgt und mit eiligst eingekauften Kopfbedeckungen erkundeten wir zuerst Straßburg.
Unser Fremdenführer schilderte die wechselvolle Geschichte des Elsass. Im Laufe der Jahrhunderte änderten sich die Machtverhältnisse mehrfach. Kelten, Römer, Alemannen, Franken, Deutsche und Franzosen hinterließen ihre Spuren. Straßburg wurde im Jahre 12. v. Christus gegründet und feierte 1988 sein 2000jähriges Bestehen.

Zunächst besichtigten wir das Straßburger Münster (Bauzeit 1015 – 1521, 142 m hoch). Der Bau begann im romanischen und wurde anschließend im gotischen Stil weitergeführt. Besonders gefiel die Rosette, das Auge Gottes, mit einem Durchmesser von ca. 14 Metern. Die Astronomische Uhr, ein technisches Wunderwerk, beeindruckte ebenfalls.
Es folgte ein Rundgang durch die kleinen Gassen, in denen im Mittelalter die Handwerker, die das Münster bauten, wohnten. Im Gerberviertel, Petite France, sahen wir romantische Fachwerkhäuser, in deren offenen Dachstöcken (Dachluken ohne Glas) früher die gefärbten Felle und Häute trockneten.

IMG_5235 (Small) Portal
Nancy – Place Stanislas

Nancy war unsere nächste Station. Die Stadt wurde um 1047 gegründet. Aus dem Mittelalter sind noch das Stadttor Porte de la Craffe und Reste einer Stadtmauer erhalten.
Der entthronte polnische König, Stanislaus Leszczynski, gab Nancy im 18. Jahrhundert ein Rokokogesicht. Alt- und Neustadt wurden vom Architekten Germain Boffrand durch großzügig angelegte Plätze verbunden. Auf unserem geführten Stadtrundgang sahen wir außerdem die Franziskanerkirche, die Basilika St. Epvre (neugotisch) und noch erhaltene Teile des herzoglichen Schlosses.
Über den Place de la Carrière, einen ehemaligen Turnierplatz, erreichten wir Place Stanislas. 1755 wurde dieser von Emmanuel Héré entworfene Platz eingeweiht. Alle Zugänge sind verziert mit vergoldeten Gittern des Kunstschmiedes Jean Lamour.IMG_5363 (Small) Glasfenster
Eines der alten Gebäude rund um diesen Platz ist das Musée des Beaux-Arts. Es wurde durch zeitgenössische Architektur zweimal erweitert und mit den Überresten von Befestigungsanlagen aus dem 15. bis 17.Jahrhundert verbunden. Wir sahen u.a. Bilder von Rubens, Caravaggio, Lorrain, Boucher, Delacroix, Monet, Friant und Picasso. Die faszinierende Daum-Glas-Sammlung im Untergeschoss zeigt zwischen 300 und 400 Objekte (hauptsächlich Vasen) vom Jugendstil bis zur Gegenwart.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Jugendstilvilla Majorelle von außen. Louis Majorelle, ein Autodidakt, hat sie im Alter von 25 Jahren gebaut und bis 1921 bewohnt. Danach fuhren wir zum Musée de l´Ecole de Nancy, einem Jugendstilmuseum. Hier sind u. a. Möbel (vollst. Schlaf- und Esszimmer), Glasfenster, Vasen und Leuchter des Sammlers Corbin ausgestellt, entworfen von Künstlern wie Gallé, Majorelle, Daum, Vallin, Gruber und Prouvé.

IMG_5355 (Small) Esszimmer
Ausgestattet mit Kochschürzen sorgten wir anschließend eigenhändig für unser leibliches Wohl. Es gab Quiche Lorraine!
Eine Fahrt durch das ländliche Umland führte nach dem Mittagessen zum Wasserschloss Haroué, erbaut zwischen 1720 und 1731 von Boffrand. Wir besichtigen u. a. den Waffensaal mit seinen großformatigen Gobelins, Vorzimmer, Schlafsaal und das Boudoir. Ein symmetrisch angelegter Park umgibt das U-förmige Schloss. Es wird z. Zt. bewohnt von Minnie de Beauvau-Craon, eine Nachfahrin des Bauherrn.
Unser 3. Ziel war Metz, gegründet von Kelten, die sich dort ab dem 5. Jh. v. Chr. ansiedelten. Die meisten alten Gebäude sind aus gelbem Jaumont-Kalkstein. Eine der vielen Sehenswürdigkeiten von Metz ist das Maison des Têtes, das wahrscheinlich einem Goldschmied gehörte. Ab dem 13. Jahrhundert lebten viele italienische Bankiers in Metz, die auch das Stadtbild prägten, gut zu sehen auf der Rue du Change.
Die Kathedrale Saint-Etienne wurde zwischen 1220 und 1520 im gotischen Stil errichtet. Die Fläche der Glasmalereien mit etwa 6500 qm ist die größte in einer französischen Kathedrale. Sie wird auch die Laterne Gottes genannt. Im linken, hinteren Teil gibt es Glasfenster von Chagall zur Genesis und zum Fall von Jerusalem.

IMG_5528 (Small) Kirchenfenster
Den Nachmittag verbrachten wir im Centre Pompidou einer „Schwestereinrichtung“ des gleichnamigen Pariser Museums. Es entstand in Zusammenarbeit der Architekten Shigeru Ban (Japan) und Jean de Gastines (Frankreich). Das geflochtene Dach ist einem chinesischen Strohhut nachempfunden.

IMG_5569 (Small) Haus
Centre Pompidou

Im Erdgeschoss gab es „Leuchttürme“, besonders großformatige Meisterwerke aus Paris von Miró, Picasso, Kapoor, Francis oder Beuys. In den oberen Etagen sahen wir die Ausstellungen: Leiris & Co. (Picasso, Masson, Miró, Giacometti, Lam, Bacon,…), Tania Mouraud (Retrospektive), Andy Warhol (Underground).
Die Rückreise führte über Luxemburg. Wir lernten während eines architektur-geschichtlichen Rundganges das Bahnhofsviertel kennen und hatten Gelegenheit die Altstadt zu besichtigen.
Die extreme Hitze hat uns einiges abverlangt, aber unser Kunstinteresse hat uns durchhalten lassen. Wir danken unseren Organisatorinnen Anne Helmich und Erika Esser für die Durchführung dieser besonderen Reise.

Monika Nichler, Gruppe Moers