Ein Tag auf dem Kamper Klosterberg

Die 1. Fahrt im 2. Halbjahr führte uns zum Kloster Kamp. Dieses erste Zisterzienserkloster auf deutschem Boden wird 1123 auf morastigem „Feld“ am Niederrhein gegründet. Schon bald ziehen die 12 Mönche aus Morimond im Burgund mit ihrem Abt Heinrich um an den nahen Höhenrücken, gerufen von dessen Bruder, dem Kölner Erzbischof Friedrich I., einem Freund des großen Bernhard von Clairvaux.

Abteikirche von Norden
Abteikirche von Norden

Mit Tochtergründungen breitet sich der wirtschaftlich erfolgreiche Reformorden von Mönchen und Laienbrüdern schnell nach Osten aus: An den Harzrand (Walkenried), nach Pommern (Neuenkamp und Hiddensee) kommen die Kamper Mönche noch im 13. Jahrhundert. Auch Frauenklöster  im Ruhrgebiet  (Saarn, Duissern, Sterkrade) gehören zum 84 Klöster umfassenden Kamper Verband von Töchter- & Enkelklöstern.  Mit der Rückbesinnung auf das „Bete und arbeite“ des Hlg. Benedikt führen die Zisterzienser ein Leben fernab der großen Zentren in tiefer Religiosität und kreativer Bescheidenheit. Das mächtige Netzwerk der „weißen Mönche“ mit Vorbildcharakter durchdringt im 13.Jh. den ganzen Kontinent.

Der Klosterkirche des 12.Jh.s folgt in Kamp nach Kriegsschäden ein Neubau des 13.Jh.s, schon 1410 nach Westen erweitert. In den Reformationswirren des Truchsessischen Krieges fällt 1585 die Klosteranlage der Zerstörung durch den Grafen von Moers, Adolf v. Neuenahr, zum Opfer. Erhalten bleibt nur der gotische Chor mit seinen plastischen Blattkapitellen.

Chorgestühl 1699
Chorgestühl 1699

Während der Gegenreformation (vom 17.Jh. zum 18.Jh.), errichtet man Kirche samt qualitätvoller Innenausstattung und die Klostergebäude im barocken Stil neu, dazu 2 Chortürme mit geschweiften Hauben, eine 6seitige Marienkapelle, auch der typische Dachreiter fehlt nicht.1802 erneute Zerstörung und Auflösung des Klosters, die Kirche bleibt Pfarre Liebfrauen. Die berühmten barocken Gärten (ab 1740) verfallen, auch der Terrassenweinberg.

Das Ordensmuseum beherbergt in seiner Schatzkammer das Kamper Antependium, eine der kostbarsten gotischen Stickereien des Rheinlands. Die Nadelmalerei mit Gold- & Silberfäden auf grünem Seidensamt zeigt unter 7 Maßwerkarkaden eine Marienkrönung, begleitet von Heiligen, Aposteln und winziger Stifterfigur. Interessant auch der Stammbaum des Klosters von 1723. Viele Handschriften aus der bedeutenden Kamper Schreibschule, wie in Teilen die Kamper Bibel von 1312, liegen heute als Preuß. Kulturbesitz in Berlin.

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Kamper Antependium 14. Jh. Marienkrönung

Die barocken Terrassengärten sind seit der Restaurierung von 1989/90 jederzeit zu besuchen, historische Erläuterungen dazu in der Halle auf den Grundmauern der ehemaligen Orangerie. Der Kräutergarten vom Kloster Kamp bietet Erholungsraum und beschilderte Anschauungspflanzungen. Um den Platz in der Mitte sind 4 Hauptbeete angelegt, die Feuer, Wasser, Luft & Erde symbolisieren: ein Reich von Bibelpflanzen, Bienenweiden, Küchenkräutern, bis hin zu Hildegard-Heilpflanzen.

Kloster Kamp
Terrassengarten am Klosterberg

Nach dem Karmeliterorden (1954-2002) belebt heute das Geistliche und Kulturelle Zentrum (www.kloster-kamp.eu) die geschichtsträchtigen Gebäude mit vielfältigen Angeboten. Nach sachkundiger Führung nutzten wir gern das Spenden-Café und den Klosterladen. Danach öffnete uns Kräutergärtnerin Cornelia Merkamp die Augen für ihr Reich.  Es blieb sogar Zeit, im Rokokosaal in die offene Probe zum 14. Kamper Kammermusikfest hinein zu hören.

Text: Edda Glinka
Fotos: Erika Esser, Edda Glinka