Johann Sebastian Bach Leben und Werk – Musikalischer Höhepunkt des Barock

Vortrag von Dr. Klaus-Gotthard Fischer

„Es ist nicht Gott, der uns Atheisten gefährlich werden kann, sondern Johann Sebastian Bach!“ Dieses Zitat des Dichters Wolf Wondratschek konnte Dr. Klaus – G. Fischer mit seinem Vortrag und den wunderbaren Musikbeispielen überzeugend belegen.

Johann Sebastian Bach stammt aus einer weit verzweigten Musikerfamilie aus Thüringen und wurde 1685 in Eisenach geboren. Seine familiären Verhältnisse waren nicht einfach. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kam er in die Obhut seines älteren Bruders Johann Christof Bach, der Organist in Ohrdruf war. Dort lernte Bach das Orgelspiel und auch den Orgelbau. 1707 heiratete er seine erste Frau Maria Barbara Bach, dieser Ehe entstammten fünf Söhne und zwei Töchter. Ihr Tod 1720 schmerzte ihn sehr. In zweiter Ehe heiratete er Anna Magdalena Bach. Sie hatten sechs Söhne und sieben Töchter. Von den insgesamt zwanzig Kindern erreichten nur zehn das Erwachsenenalter. Vier Söhne wurden Komponisten: Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784), Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), Johann Christoph Bach (1732-1795) und Johann Christian Bach (1735-1795). Im 18. Jahrhundert übertrafen sie zeitweise den Ruhm des Vaters und werden bis heute aufgeführt.

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Seinen Vortrag gliederte der Referent nach den beruflichen Stationen von Johann Sebastian Bach. Seine erste Anstellung bekam Bach 1703 in Arnstadt. Auf Grund seiner profunden musikalischen Ausbildung wurde Bach zu einem begehrten Orgelprüfer. Sein wohl berühmtestes Orgelstück Toccata und Fuge (BWV 565) entstand in Arnstadt und steht mit seinem Aufbau für die vielfältigen Anforderungen bei einer Orgelprüfung. Mit einer Kostprobe aus der Toccata erlebten die Zuhörerinnen ihr erstes musikalisches Gänsehautgefühl.

Wie vielen genialen Menschen erging es auch Bach: Die meisten Zeitgenossen haben sein Talent nicht erkannt und gewürdigt. Das Konsortium und Rat der Stadt Arnstadt waren ignorant gegenüber den musikalischen Belangen und ungerechte Arbeitgeber. Bachs musikalischer Perfektionismus ließ sich oftmals nicht mit den Gegebenheiten realisieren. Der grundsätzliche Dissens zwischen protestantischer Strenge in der Kirchenmusik und Bachs Gotteslob in aufwendigen Kantaten und Passionen ließ sich nicht lösen. Diese Erfahrungen in Arnstadt sollten ihm während seines Berufslebens immer wieder begegnen, besonders später in Leipzig.

Bach verließ Arnstadt und trat 1707 sein Amt als Organist in Mühlhausen an. In dieser Zeit komponierte er Kantaten und entwickelte seine Version der Wohltemperierten Stimmung des Klaviers. Nach nur einem Jahr in Mühlhausen bat Bach um seine Entlassung und ging 1708 als Organist und Kammermusiker an den Weimarer Hof. Obwohl Bach als Musiker und Komponist angesehen war – in Weimar entstanden viele Orgelwerke und etliche Kantaten – überging man ihn bei der Besetzung der Stelle des Hofkapellmeisters.

Gerne folgte Bach dem Ruf des Fürsten Leopold zu Anhalt Köthen. 1717 wurde er dort Hofkapellmeister, nachdem er in Weimar wegen Unbotmäßigkeit einen Monat im Gefängnis saß und in Ungnade entlassen wurde. Der Hof in Köthen bot Bach nun hervorragende Möglichkeiten. Der musikliebende Fürst hatte erstklassige Musiker versammelt und Bach konnte seine Meisterschaft beweisen. Er komponierte Orchestersuiten, Kammermusik und die Brandenburgischen Konzerte. Ein Satz aus dem 5. Brandenburgischen Konzert (BWV 1054) begeisterte die Zuhörerinnen.

1723 wurde Johann Sebastian Bach in Leipzig Thomaskantor und behielt diese Stelle bis zu seinem Tod 1750. Als Kantor und Musikdirektor war er für die Musik in den vier Hauptkirchen der Stadt verantwortlich. Dazu zählten die Aufführungen von Kantaten an allen Sonn- und Feiertagen. Außerdem oblag ihm der Musikunterricht in der Thomasschule. Die Internatsschüler waren verpflichtet, als Chorsänger die Gottesdienste mitzugestalten.

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In seiner Leipziger Zeit hat Bach mehrere Hundert Kantaten komponiert, von denen 224 überliefert sind und im Bachwerke-Verzeichnis BWV mit Hauptnummern aufgeführt werden. Seine Kirchenmusik galt Soli Deo Gloria – Gott allein zu Ehren. So entstanden seine wunderbaren Oratorien, Messen und Passionen. Beim Hören der Szene Christus vor Pilatus aus der Matthäus-Passion (BWV 244), dirigiert von Helmut Rilling, waren die Zuhörerinnen bewegt von Bachs unglaublicher religiösen und musikalischen Intensität.

Mitte des Jahres 1749 verschlechterte sich Bachs Gesundheitszustand und er verstarb am 28. Juli 1750 kurz nach einer zweiten erfolglosen Augenoperation. Mit Bachs Tod endete aus heutiger Sicht das Zeitalter der Barockmusik. Eine Bach-Renaissance begann nach der Wiederaufführung der Matthäus-Passion 1829 durch Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Bachs großes Schaffen und umfassendes Werk überdauerte die Jahrhunderte und seine Musik beglückt uns noch heute. Für viele Musikliebhaber ist Bach einfach der „Größte“. Selbst Beethoven sagte: „Nicht Bach – sondern Meer sollte er heißen.“

Der Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ aus dem Weihnachtsoratorium, Bachs populärstes Vokalwerk (BWV 248), beendete diesen Vortrag, der von positiven Emotionen seiner Zuhörerinnen begleitet war.

Iris Fischer, Gruppe Moers